Jazzfest.Wien History 2018

Wien Energie-Open Air: Afro Cuban All Stars | 5/8erl in Ehrn | Count Basic

Samstag 30. Juni 2018 | 16.00 Uhr | Wien Energie-Welt Spittelau

Foto: Afro Cuban All Stars MGMT

Afro Cuban All Stars

Juan de Marcos González, Sänger der kubanischen Formation Sierra Maestra, war vor zwanzig Jahren frustriert über die Krise in die die kubanische Tanzmusik geschlittert war. Er war es, der Nick Gold, dem Betreiber von World Circuit Records, den Vorschlag machte, mit den besten Musikern der Zuckerinsel ein anspruchsvolles Album zu produzieren. Gold brachte den amerikanischen Gitarristen Ry Cooder mit ins Spiel und es entstanden binnen kurzem drei superbe Alben. Eines davon war von den Afro-Cuban All Stars, ein Ensemble unter der Leitung von Juan de Marcos González, in dem sich die Legenden auf engstem Raum scharrten.

Neben Instrumentalisten wie Barbarito Torres und Rubén González, waren es vor allem die Soneros, denen breiter Raum zur kreativen Entfaltung gegeben war. Verdiente Vokalkräfte von Félix Valoy, Pio Leyva und Raúl Planas bis hin zu Ibrahim Ferer und Manuel Licea befeuerten die Klassiker aus den vierziger- und fünziger Jahren, hauchten den neuen Kompositionen Lebensgeist ein. Das straff geführte Orchester lockt in die sinnenfreudige Welt des vielgestaltigen Son ein. Heute, nach dem Tod vieler Mitstreiter, sind die Afro-Cuban All Stars ein Vier-Generationen-Projekt, das seine Vorzüge vor allem live ausspielen kann. Kein Wunder, dass beinah die Hälfte ihrer Tonträger aus Live-Mitschnitten besteht. Sie bieten das ganz große Buffet der kubanischen Stile. Also Son und Rumba, Danzón und Timba, Bolero und ChaChaCha, Salsa und Guajira. Also heißt es: Zugreifen!

Foto: 5/8erl in Ehr'n MGMT

5/8erl in Ehr'n

Die Wiener Luft enthält offenbar ein geruchsloses Gift. Wie sonst wäre es zu erklären, dass junge, hoffnungsfrohe Menschen aus allen Windrichtungen in die Hauptstadt kommen und binnen kurzer Zeit eine verschattete Mentalität annehmen? Die Band 5/8erl in Ehr’n kann nicht nur ein Lied davon singen. Kurios wird es, wenn diese mehrheitlich aus Nichtwienern zusammengesetzte Kombo, über den Duft der Männer nachzudenken beginnt. So geschehen bei ihrem letzten Album, wo sie Melancholie als eine Form von Euphorie zelebrieren.

Die beiden höchst unterschiedlichen Leadsänger Max Gaier und Bobby Slivovsky wollen sich in ihrer Kunst nicht nur an anerkannte Gemütszustände halten, sondern überhaupt jegliche Stilgrenzen negieren. „Wir denken, hören oder komponieren nicht nach Genres.“ sagen sie. Das liegt wohl auch an der bunten Zusammensetzung der Band. Mit der Gitarristin Miki Liebermann, die es bei Ostbahn-Kurt als „Lilli Marschall“ quietschen ließ, haben die 5/8erl eine musikalische Instanz im Gefüge, die schon groß aufgeigte, als die anderen noch zur Schule gingen. Pianist Clemens Wenger, ein Kreativposten der Jazzwerkstatt Wien, ist einer von der extemporierenden Zunft. Und Hannibal Scheutz, Sohn des viel zu früh verstorbenen Austropopsängers Wilfried, kommt wieder aus einer anderen musikalischen Ecke. Soul und Jazz, Austropop und Wienerlied – bei den 5/8erl in Ehr’n fließt alles in einen einzigen, wunderbar in den Sessel zwingenden Cuvée zusammen.

Es zählt zu den Qualitäten dieses formidablen Quintetts, der Hinterfotzigkeit die schönsten Melodien zu schenken. So klingen die 5/8erln in Ehr’n oft gerade dann extrem soulful, wenn sie am bösesten sind. Mit dem Effekt, dass man, wenn sie ein unverstelltes Liebeslied wie „Es muass wos Wunderbares sein, von dir geliebt zu wern“ spielen, annimmt irgendwo müsse doch noch eine Gemeinheit lauern.

Foto: Count Basic MGMT

Count Basic

Heuer feiert Peter Legat, der gitarristische Spiritus Rector des Groovekombinats Count Basic, einen gefährlichen Geburtstag. Einen, bei dem sich viele Menschen bereits in die Garage stellen und ihr Leben auslaufen lassen. Der gebürtige Klagenfurter Legat gründete Count Basic 1993, einer Zeit, in der die Kuschelelektronik für einige Jahre das Kommando in der Popularmusik übernahm.

Legat schwebte irgendwas zwischen Groove, Funk, Jazz und Elektronik vor, das mit kräftigen Frauenstimmen auch international wirkmächtig wird. Acid Jazz nannte man das damals. Und die Sache glückte praktisch von Beginn an. Als dann auch noch Kruder-Dorfmeister das Count-Basic-Stück „Speechless“ mit ihrem Trademark-Sound veredelten, eroberten Count Basic mehr als nur die internationalen Jazz-FM-Sender. Sehr großen Anteil an diesem Erfolg hatte zudem die kraftvolle, aus New York stammende Soulsängerin Kelli Sae. Und natürlich die grandiosen Instrumenalisten von Keyboarder Dieter Kolbeck über Bassist Willi Langer bis hin zum Saxophoneur Martin Fuss.

Auf bislang sechs Studioalben variierte die Band ihren delikaten Sound auf höchst sublime Weise. Bei ihren Konzerten kreisen die Becken, schlackern die Gliedmaßen als gäbe es kein Morgen. Sängerin Kelli Sae changiert zwischen bebenden Gospelklängen und lasziven Discokieksern. Legat entriegelt dazu schwerelose Groovepatterns, die klingen, als stammen sie aus der goldenen Backhendlzeit. Nicht ohne Grund wären Count Basic vor einigen Jahren beinah vom großen Nile Rodgers produziert worden. Vielleicht passiert´s ja eines Tages noch. In der Zwischenzeit laben Count Basic mit Liedern aus eigenem Anbau.