Jazzfest.Wien History 2017

Wien Energie-Open Air: The Brand New Heavies | Matt Bianco meets New Cool Collective | The Rats Are Back

Samstag 1. Juli 2017 | 16.00 Uhr | Wien Energie-Welt Spittelau

Foto: Jerome Sainte Rose

The Brand New Heavies

Die Geschichte der Brand New Heavies beginnt Ende der Achtziger Jahre in London. In den schäbigen Kellerlokalen Camdens, eines noch immer angesagten Nordlondoner Viertels, rotierten sogenannte Rare Grooves auf den Plattentellern. Das waren rau tönende Funk-, Jazz- und Soulnummern, zu denen eine multi-ethnische Crowd artistisch anmutende Tänze kreierte, die dazu führten, dass man bald von einem „Movement“ sprach. Abkömmlinge karibischer Auswanderer und die zweite britische Mod-Generation bildeten den harten Kern der durch die Clubs streifenden Rare-Groove-Gefolgschaft.

Die leicht artifizielle Genrebezeichnung „Acid Jazz“ geisterte bald durch die Medien. Eddie Piller gründete ein Label und nannte es gleich so. Eine seiner ersten Veröffentlichungen stammte von drei jungen Burschen namens Simon Bartholemew, Andrew Levy und Jan Kincaid, Schulkollegen aus dem Vorort Ealing. Die hatten ihr erstes Album in einem kleinen Studio in der Old Street aufgenommen und suchten nun nach einem Label. Sie nannten sie The Brand New Heavies und es ging ihnen darum, entlang der von Granden wie James Brown und Roy Ayers entwickelten, klassischen Riffs und Grooves ihre eigene Version von Funk zu entwickeln. Das Cover zierte recht optimistisch ein Elefant, Symbol langen Lebens. Das war 1990. 26 Jahre später gibt es diese famose Band immer noch.

Mit Alben wie „The Brand New Heavies“ (1992) und „Allaboutthefunk“ (2004) schrieben sie britische Musikgeschichte. Auch „Sweet Freaks“, ihr aktuelles, von Dawn Joseph gesungenes Album, ist ein Hammer. Beim JazzFest.Wien 2017 wird allerdings wieder Sängerin N´dea Davenport zuwerke gehen. Sie hat ja all die ewigen Hits von „Never Stop“ bis „Dream Come True“ ursprünglich geadelt. Zu erwarten steht eine üppig arrangiertes Mischkulanz aus Funk, Soul und Rare Groove, getreu dem Motto: „Funk is the Punk of the Soul!“

Fotos: William van der Voort, MvdK

Matt Bianco meets New Cool Collective

Was waren das für schöne Zeiten, als die aufgeschlossene Jugend zu Beginn der achtziger Jahre lernte kurze Staubmäntel und dünne Krawatten zu tragen und Cocktail-Bars mit Connaisseurs-Attitüde zu besuchen. Nachdem Punk und New Wave dem Hippie-Lifestyle den Garaus gemacht hatten, aber für keine dauerhafte Alternative sorgen konnten, sprangen Style Council, Carmel, Sade, Kid Creole & The Coconuts und last but not least die Cocktail-Jazzlegende Matt Bianco in die Bresche und versorgten die Zuhörer zum Zwecke der eleganten Zerstreuung mit zart swingender Kombination aus Soul, Latin und Jazz.

Sänger und Komponist Matt Reilly und Keyboarder Danny White hatten einander in der Formation Blue Rondo A La Turk kennen- und schätzengelernt. Als dieses Projekt nach nur zwei Alben beendet war, gründete man 1983, die nach einem fiktiven Spion benannte Gruppe Matt Bianco, zu der neben den beiden erwähnten Herren, die 1981 aus Polen eingewanderte Sängerin Basia Trzetrzelewska stieß. Die von den berühmten Novi Singers, Tamla Motown und Steely Dan beeinflusste Vokalistin versah Ohrwürmer wie „Whose side are you on“ und „Get out of your lazy bed“ mit jenem zarten Schmelz, der ebenso sophisticated wie enorm easy listening war.

Österreich war ein besonderer Platz für Matt Bianco. Zwei ihrer vier Alben waren hierzulande Nummer 1. Ende der Achtziger verschwanden Matt Bianco, um 2004 mit dem famosen Album „Matt´s Mood“ wiederzukehren. Frei schwebende Harmonien, verspielte Samba-Rhythmen und ein Gesang, der sich nichts schert um das Gewicht der Welt. Die drei sind sich einig darin, dass Musik aus gleichen Teilen Melancholie und Relaxtheit bestehen muss, und wie es Trzetrzelewska formuliert „die Leute zum Tanzen, Lachen und Entspannen“ bringen soll. Nun kommen Matt Bianco (Mark Reilly) mit der niederländischen Big Band New Cool Collective, um die Sohlen der Tanzwütigen auch in Wien heiß werden zu lassen.

Foto: Manfred Baumann

The Rats Are Back

Das Konzept der Bubenbande, die aus ihrer tief sitzenden Freude an Wein, Weib und Gesang so etwas wie einen Beruf macht, ist nicht gerade jung. Aber immer noch genauso wirksam wie zu Zeiten des originalen Rat Pack von Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Joey Bishop, Peter Lawford und Dean Martin. Zeitweilig machte bei dieser swingenden Ansammlung von Testosteron auch eine Dame mit. Nämlich keine Geringere als die charismatische Shirley McLaine.

Soweit ist es bei der hiesigen „The Rats Are Back“-Kombo noch nicht. Ihr ursprünglich nur für eine Nacht geplante musikalische Vereinigung hat sich dennoch ausgewachsen. Das aus dem Sänger Eric Papilaya, dem Bläser Josef „Pepi“ Schütz sowie den beiden Moderatoren Norbert Oberhauser und Volker Pieszek bestehende Klangkombinat hatte sowohl in der Innen- wie in der Außenwirkung so hohen Unterhaltungswert, dass seine Lebensdauer auf unbegrenzte Zeit prolongiert wurde.

Mittlerweile bespaßt dieses ohne falsche Scham swingende Quartett nicht nur schummrige Clubs sondern auch große Häuser. Nicht einmal eine ehrwürdige Institution wie der Opernball mochte von ihnen lassen, verspricht doch ihr heiteres Repertoire höchste Unterhaltung. Neben klassischen Songs aus dem Michael Bublé-Repertoire singen sie unbekümmert, arrangementmäßig frisch eingekleidete Falco- und Herbert-Grönemeyer-Lieder.